Die Suche geht weiter, der Franz Josef kommt näher

Freitag, 08.03.2013:

Der beste Schlaf seit langem. Kein einziges Mal unterbrachen die Juckattacken die geliebte Nachtruhe, kein einziges Mal wurde es zu kalt und kein einziges Mal wurde man von lauten Geräusche jeglicher Art aus den Träumen gerissen.

Dementsprechend ausgeschlafen ging es hoch in die, man muss es einfach noch einmal betonen, bis aufs feinste ausgestattete, Küche. Jordi, der das Auto für den Ölwechsel, sowie den Bremsencheck, in die Werkstatt gebracht hatte, war um halb neun bereits zurück. Schnell war der Frühstückstisch gedeckt, das Obst geschnippelt, der Kaffee gekocht und das Brot geschnitten.

Mit mehr als einem ausreichenden Frühstück machte er sich erneut auf den Weg in die Werkstatt, wir uns in unser Zimmer, um noch rechtzeitig unsere Sachen herauszuräumen (Checkt Out Zeit wie immer 10am). Lunch wurde mit selbst gebackenem Brot vorbereitet, alle Lebensmittel in den Essens- und Kühlboxen verteilt.

Schnell noch ein Abschlussvideo gedreht und auf zu Garth Wilson, dem berühmt berüchtigten Jadesteinkenner schlechthin. Dieser begrüßte uns so freundlich, wie nur echte Maori es können, und durfte auch gleich ein Auge auf die vermeidlichen Funde der gestrigen Jadesteinsuche werfen. Leider stellte sich der Großteil, der gestern zunächst als echt empfundenen, als Attrappen heraus. Cerpentine, ein Stein der täuschend ähnlich aussieht, doch nicht in allen Eigenschaften mit Jade übereinstimmt. Nur ein winziger Stein von Jule ging als „almost green stone“ durch. Zudem gab er uns den Tipp nach weitaus größeren Steinen Ausschau zu halten. „Was soll man mit einem 1×1 mm großen Stein? Dort kann man ja nicht einmal ein Loch reinbohren.“. Dabei muss man bedenken, dass die Maori generell nichts von unaufälligem Schmuck halten. Wenn schon, denn schon. Der Jadesteinkettenanhänger darf gerne auch mal die Größe einer halben Hand haben. Ein rund 65 jähriges Ehepaar aus Canada wollte ihrer Tochter ein schönes Geschenk machen und den Neuseeland typischen Schmuck mitbringen. Wir fungierten dabei als Berater, die sich letztendlich für den erst ausgewählten Anhänger in geschwungener Form entschieden. Gath klärte sie noch zur traditionellen Verschenk- Technik der Kette auf: am besten trüge man sie für einige Zeit selbst bis man sie dann vor demjenigen abnehme und ihn um den Hals läge. Er trägt dabei ein besonders großes Exemplar schon seit Monaten um den Hals, als ein späteres Geschenk für seinen Bruder. Mit dieser  persönlichen Art des Schenkens, wird jeder Beschenkte ein Stück seines Schenkers in und bei sich tragen. Noch mehr schenken in einen Satz hat leider nicht gepasst 😉

Nachdem er uns noch einen Strand nannte, an dem wir erneut unser Glück versuchen sollten, verabschiedeten wir uns und machten uns genau dorthin auf.

Also ich habe ja gerade so richtig Appetit auf unsere neuen Müsliriegel. Du nicht? Wo sind die denn eigentlich?“. „Oh nein. Hast du Nigeria ausgeräumt?“. „Nein, ich nicht. Du?“. „Nein, ich auch nicht!“. Damit wurde kurzerhand die Seite gewechselt und wir fuhren zurück zum Hostel. Denn Nigeria lautete der Schriftzug unserer Essensbox im Global Village.  Wir hatten doch tatsächlich Müsliriegel, Toast, Obst und Schokoaufstrich im Hostel vergessen. Wäre ja auch zu leicht gewesen, ohne weitere Vorkommnisse Richtung Franz Josef zu fahren.

Nun wirklich alle Sachen im Gepäck, fuhren wir zunächst bis zu dem besagten Strand in Hokitika. „Coas to coast. Hier müssen wir abbiegen!“. Damit wir uns im Suchen nicht verlieren würden, wurde noch schnell ein Wecker gestellt und das fröhliche Finde- den- Jadestein- Spiel konnte beginnen. Viele schöne Steine kamen auch heute zum Vorschein. Nur keine Jade. Doch das, was war das? Jordi hatte erneut sein geschultes Auge unter Beweis stellen können und wurde tatsächlich fündig. Während bei all den Attrappe- Steinen kein einziger Sonnenstrahl hindurch fiel, leuchtete der Jadestein sobald man ihn ins Licht drehte. Man konnte glatt durch ihn hindurchsehen. Mit Freude über den höchst wahrscheinlich echten Jadestein, sprangen er, sowie Elena, noch kurz ins Eismeer, bis wir zur Weiterfahrt ansetzten. Jedesmal, sobald die Türen geschlossen waren und die Musik lief, fielen uns drein die Augen zu, Das nächste Mal öffneten sie sich am Ithanen Lake (der Name könnte auch durchaus nur ähnlich geklungen haben- man kann sich ja nicht alles merken 😉 ) um zu lunchen. An diesem wirklich schönen kleinen See wurden die Brote ausgepackt, das Bioklo genutzt und die Füße kurz ins Wasser gehalten.

Das nächste Mal stoppte der Wagen erst wieder in Okarito, einem laut Lonely Planet „peaceful place“, an dem man weiße Reiher sehen sollte. Nur nicht dort, wo wir hin gingen- nämlich an den Strand. Wieder wurde der Blick auf Jadesteine gerichtet, die nicht gefunden wurden. Die weißen Reiher hingegen hätte man erst nach einem rund 1 ½ stündigen Walkway zu zwei Lagunen sehen können. Diese Zeit hatten wir leider nicht. Schließlich lagen noch so einige Kilometer vor uns, bis wir am Franz Josef Gletscher ankommen sollten.

Doch in der Ferne war er längst zu sehen. Nach weiteren Stunden der Fahrt war er so nah, wie nie zuvor. Verhangen, von einer tief hängenen Wolkendecke, lag er vor uns. Das Glow Worms Backerpacker Hostel entpuppte sich als nicht gerade klein, aber dennoch wohnlich.

Nach dem Einchecken sollte sogleich die kostenlose Gemüsesuppe getestet werden. Und siehe einer an, wen haben wir denn da?! Die zwei Mädels aus dem Hostel in Punakaiki. Das Mädchen, das unser wunderbares Buch ergattert hatte! Die beiden hatten um eine Nacht verkürzt um mehr reisen zu können. So schnell sieht man sich halt wieder!

Mit der Suppe gestärkt, machten wir einen kleinen Rundweg duch die „Stadt“, besser gesagt das Village. Ein Tourismusort schlechthin, das wäre eine gute Beschreibung. Denn neben Restaurants und Souvenirläden,und dies auf gerade einmal zwei “große“ Straßen verteilt, gibt es hier tatsächlich nicht viel mehr.

Der wirklich kleine Ausflug war also schon bald beendet, der Abendhunger kam auf. Mit Penne Carbonara wurde er gestillt, mit einem letzten Stück Schokokuchen der Gaumen verwöhnt. Aus dem übrig gebliebenen Eiweiß zauberte Jule noch schnell eine Baisermasse, die nun für die nächsten Stunden im Ofen backen konnte.

Während sie vor sich hin bräunten, begannen wir einen kleinen Nachtspaziergang- denn das Hostel trug nicht umsonst den Namen „Glow Worms“. Dicke Nebelschwaden durchzogen unseren Weg bis hin zu dem 30 minütigen Walk durch den „Wald“. „Was war das? Habt ihr das gehört? Da hat sich doch etwas bewegt oder? Schaut mal da! Da hängt doch was im Baum!“, entfuhr es Lina nach dem Rascheln gleich zu Beginn unseres Spazierganges. Jule fand den dazugehörigen Rest- es handelte sich um ein Opossum. Mit seinen leuchtenden Augen hing es am Baum, kaum eine Scheu uns gegenüber. Lass es uns schnappen- $200 für ein gut erhaltenes Fell!“. Doch Jordis Vorschlag wurde abgelehnt, wir liefen weiter in den Wald, auf der Suche nach den kleinen Lichtern der Natur. Schließlich sind schon genug von diesen Tieren erschossen oder wie platte Pfannkuchen auf der Straße verendet. Zumindest dieses eine sollte sich schnell wieder in die Dunkelheit flüchten dürfen. Die Suche nach den Glühwürmchen hingegen, entpuppte sich als gar nicht allzu leicht. Doch nach einer Weile sahen wir sie,leuchtend, wie kleine Brillanten im Dunkeln, waren sie vor allem an der Verwurzelung eines umgekippten Baumes zu finden. 

Nach einer halben Stunde musste der Rückweg angetreten werden- das gute Baiser durfte uns schließlich nicht verbrennen!

Doch das Baiser wollte und wollte einfach nicht. Na gut, dann halt nicht. Der Timer wurde gestellt, die Baisers allein im Ofen gelassen. Wir mussten ins Bett- 6 Uhr hieß es schließlich schon wieder aufstehen. Wann hatten wir den Wecker zuletzt auf diese unmenschliche Zeit gestellt? In der Schulzeit? Oh nein, zum Sonnenaufgang mindestens.

Konnten wir nur noch hoffen, das niemanden der Mitternachts- Hunger überfiel und mit den Baisers im Ofen gestillt wurde. 

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